Welche Therapieformen gibt es überhaupt?

Mit der Entscheidung sich psychotherapeutische Hilfe zu holen ist der erste Schritt getan. Doch schon steht man vor der nächsten Herausforderung: Welche Therapieform ist nun die Richtige für mich?

Fangen wir ganz von vorne an. 

Es gibt 4 verschiedene Therapieformen, die die Krankenkasse zahlt:

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Alle Therapieformen haben spezifische Ansätze und Schwerpunkte, die sich zum Teil stark voneinander unterscheiden.

Die Verhaltenstherapie

Die Verhaltenstherapie basiert auf der Idee, dass man sich aktuelles, mit Problemen verbundenes Verhalten zwar aneignen kann, man dieses jedoch ebenso wieder „abtrainieren“ und „verlernen“ kann. In erster Linie wird bei der Verhaltenstherapie an Symptomen gearbeitet, wobei die Hintergründe hierbei außen vor gelassen werden. Es geht vor allem darum, der Person im Hier und Jetzt zu helfen.
Dazu arbeiten Verhaltenstherapierende mit anschaulichen Übungen, wodurch diese Therapieform sehr praktisch orientiert ist. Für die psychischen Beschwerden sollen unmittelbare Lösungen gefunden werden.

Neben allgemeineren Übungen sind spezifische Expositionen ein wichtiger Bestandteil der Verhaltenstherapie. Patient*innen werden dazu aufgefordert, sich in genau die Situation zu begeben, die die Symptome der psychischen Erkrankung hervorruft. Diese von einem Therapeuten oder einer Therapeutin angeleitete Konfrontation soll nach und nach zum Abklingen der Symptome führen. 

Die analytische Psychotherapie („Psychoanalyse“)

Im Vergleich zur gegenwartsbetonten Verhaltenstherapie ist die analytische Psychotherapie, auch Psychoanalyse genannt, stark vergangenheitsorientiert. Diese Therapieform basiert auf Gesprächen zwischen Patient*in und dem/der Therapierenden, wobei sich die Rolle des Therapeuten oder der Therapeutin stark auf das Zuhören konzentriert.

Mithilfe dieser Gespräche werden innere, zunächst unbewusste Konflikte aus der Vergangenheit aufgearbeitet, auf die die analytische Psychotherapie aktuelle psychische Beschwerden und Symptome zurückführt. Patient*innen werden dabei unterstützt, sich durch freies Reden besser kennenzulernen, wozu sowohl ihre unterbewussten Beweggründe als auch ihre Verhaltensmuster zählen. Dafür ist eine starke Bereitschaft der Patient*innen nötig, sich mit eigenen Gefühlen und Gedanken zu beschäftigen und sich selbst reflektieren zu wollen.

Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie

Diese Form der Therapie hat sich aus der analytischen Psychotherapie entwickelt. Auch die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie legt ihren Schwerpunkt auf die Vergangenheit und führt psychische Beschwerden auf innere, unbewusste Konflikte zurück. Im Gegensatz zu der breiten Betrachtung verschiedener Konflikten in der analytischen Psychotherapie spezifiziert sich die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie stärker auf einen herausgearbeiteten, zentralen Konflikt und ist mehr an konkreten Zielen orientiert. Patient*innen beschäftigen sich intensiv mit eigenen Gefühlen und Gedanken. Immer wieder wird die Verbindung zur Gegenwart gezogen und der/die Therapierende nimmt eine aktivere Rolle als das passive Zuhören in der analytischen Psychotherapie ein.

Die systemische Therapie

Die systemische Therapie wird erst seit kurzer Zeit über die Krankenkassen abgerechnet, genauer gesagt seit Juli 2020. Diese Therapieform fokussiert sich nicht allein auf die Patient*innen, sondern betrachtet ebenso das „System“ um die Personen herum, genauer gesagt deren soziales Umfeld und die zwischenmenschlichen Beziehungen zu Bezugspersonen. Psychische Beschwerden werden als Konsequenz von Problemen im sozialen Kontext angesehen.

Oftmals beinhalten Methoden der systemischen Therapie eine metaphorische Darstellung des sozialen Kontexts der Patient*innen, der durch Gegenstände oder auch Personen in einem Raum stattfindet. Dies hilft dabei, Beziehungen und Konflikte herauszufinden und zu verstehen, um mögliche Lösungswege zu finden. Auch Gespräche zwischen Patient*in und dem/der Therapierenden spielen eine entscheidende Rolle.

Und welche Therapieform passt nun am besten zu mir?

Das hängt ganz davon ab, wo man mit einer Therapie ansetzen möchte und welche konkreten Ziele man verfolgt. Stark vereinfacht könnte es folgendermaßen aussehen:

VerhaltenstherapieAnalytische PsychotherapieTiefenpsychologisch fundierte PsychotherapieSystemische Therapie
„Ich möchte in erster Linie an meinen Symptomen arbeiten, sodass die von mir unerwünschten Verhaltensmuster nach und nach verschwinden. Dafür bin ich bereit, mich mithilfe von Unterstützung mit Situationen zu konfrontieren, die meine Symptome hervorrufen.“„Ich möchte verstehen, worauf meine psychischen Beschwerden zurückzuführen sind und mich durch die Aufarbeitung meiner Vergangenheit besser kennenlernen. Durch freie Gespräche meinerseits möchte ich dieses Verständnis und Ideen für mögliche Lösungen erlangen, um mein Leiden zu verringern.“„Ich möchte verstehen, worauf meine psychischen Beschwerden zurückzuführen sind und mich durch die Aufarbeitung meiner Vergangenheit besser kennenlernen. Dabei möchte ich mich auf ein bestimmtes Thema konzentrieren und durch Gespräche u.a. Ziele herausarbeiten, für die ich mögliche Lösungen finden kann.“„Ich möchte, dass nicht nur ich selbst betrachtet werde, sondern auch mein soziales Umfeld. In diesem Kontext bin ich bereit, die Beziehungen zu meinen Bezugspersonen wie Familie oder Freunden näher zu beleuchten und darauf bezogen mögliche Lösungswege zu entwickeln.“

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Neben diesen vier anerkannten, von gesetzlichen Krankenkassen übernommenen Therapieformen gibt es noch unzählige Weitere, die in Deutschland zum Teil noch sehr unbekannt sind. Ein Beispiel dafür ist die Schreibtherapie.

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Quellen:

https://www.wunderweib.de/therapieformen-welche-gibt-es-und-wie-funktionieren-sie-105878.html?utm_medium=socialflow&utm_campaign=socialflow-wunderweib&utm_source=pinterest

https://www.therapie.de/psyche/info/fragen/wichtigste-fragen/was-bezahlt-die-krankenkasse/

https://hellobetter.de/blog/therapieformen/

https://www.therapie.de/psyche/info/index/therapie/verhaltenstherapie/

https://www.therapie.de/psyche/info/index/therapie/psychoanalyse/kurzbeschreibung/

https://www.netdoktor.de/therapien/psychotherapie/psychoanalyse/

https://www.netdoktor.de/therapien/psychotherapie/tiefenpsychologisch-fundierte-psychotherapie/

https://www.therapie.de/psyche/info/index/therapie/systemische-therapie/

https://www.netdoktor.de/therapien/psychotherapie/systemische-therapie/


2 Kommentare zu „Welche Therapieformen gibt es überhaupt?“

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